
* Info: Die nachfolgenden Informationen sind nicht alle wissenschaftlich belegt! Es handelt sich um eine „nette Information, um Geschichten die sich erzählt werden. Beachte bitte die Quellenangabe! Kenntnisse und Beweise können mittlerweile revidiert oder ergänzt sein! Trotzdem wird ein gewisser „Eindruck“ der alten Meister geweckt. Viel Spaß beim Lesen 🙂
Wenn es einen Mann gibt, dem es zu verdanken ist, dass Karate heute auf dem Festland eine so große Bedeutung hat, dann ist es Gichin Funakoshi.
Dieser Meijin (Meister) wurde in Naha/Shuri, Okinawa, geboren und begann sein „zweites Leben als Vorbote der offiziellen Anerkennung des Karate auf dem Festland“ erst im Alter von dreiundfünfzig Jahren. Funakoshis Geschichte ähnelt der vieler Karate-Größen. Er begann als Schwächling, kränklich und bei schlechter Gesundheit, dessen Eltern ihn zum Karatetraining zu Meister Itosu brachten. Dank seines Arztes Tokashiki, der ihm bestimmte Kräuter verschrieb, die ihn stärken sollten, und Itosus gutem Unterricht blühte Funakoshi bald auf. Er wurde ein guter Schüler, und mit Asato, Arakaki und Matsumura als seinen anderen Lehrern erwarb er ein unermessliches Fachwissen über die Kampfkunst Okinawas. Sein Geist war äußerst strebsam und diszipliniert.
Als er schließlich 1922 von Okinawa nach Japan kam, wohnte er zusammen mit anderen aus Okinawa stammenden Einwanderern im Studentenwohnheim der Präfektur in Suidobata, Tokio. Er wohnte in einem kleinen Zimmer neben dem Eingang und reinigte das Wohnheim tagsüber, wenn die Studenten in ihren Klassen waren. Abends unterrichtete er sie in Karate.
Nach einer kurzen Zeit hatte er genügend Geld angespart, um seine erste Schule in Meishojuku zu eröffnen. Danach wurde seine Schule „Shotokan“ in Mejiro eröffnet und er hatte endlich einen Ort, von dem aus er eine Vielzahl hervorragender Schüler unterrichtete, wie Takagi und Nakayama vom Nippon Karate Kyokai, Yoshida aus Takudai, Obata aus Keio, Noguchi aus Waseda und Otsuka, den Begründer des Wado-Ryu Karate. Es heißt, dass Funakoshi auf seinen Reisen in und um Japan, bei seinen Vorführungen und Vorträgen, immer von Otsuka begleitet wurde.
Die Welt der Kampfkünste erlebte in Japan vor allem in den frühen zwanziger Jahren und bis in die frühen vierziger Jahre einen beispiellosen Aufschwung. In dieser Zeit hatten die Ultranationalisten Hochkonjunktur und rümpften die Nase über jede Kunst, die nicht rein japanisch war. Sie sahen auf das okinawanische Karate herab und nannten es eine heidnische und wilde Kunst.
Funakoshi überwand diese Vorurteile und erreichte 1941 die formale Anerkennung des Karate als eine der japanischen Kampfkünste. Unnötig zu erwähnen, dass dadurch viele Karateschulen auf dem japanischen Festland gegründet wurden. Im Jahr 1926 wurde Karate an der Universität Tokio eingeführt.
Drei Jahre später wurde Karate auf Vereinsebene von drei Studenten formell organisiert: Matsuda Katsuichi, Himotsu Kazumi und Nakachi K.
Funakoshi war ihr Lehrer. Er leitete auch Karateschulen an der Keio-Universität und im Shichi-Tokudo, einer Kaserne in einer Ecke des Palastgeländes. Funakoshi besuchte das Shichi-Tokudo jeden zweiten Tag, um zu unterrichten, und wurde dabei immer von Otsuka begleitet, der als einer seiner brillantesten seiner Schüler in ganz Japan galt. Otsukas Lieblingskata waren die Naifanchi/Naihanchi. Zusammen mit einem anderen herausragenden Schüler namens Oshima, der die Pinan-Kata vorführte, bot sich ihm die Gelegenheit seine Kata dem Kaiser vorzuführen.
Eines Tages, als Otsuka am Shichi-Tokudo unterrichtete, ergriff ein Student, Kogura, von der Keio Universität, der einen Sandan-Grad (3. Grad schwarzer Gürtel) in Kendo (japanisches Fechten) und auch einen schwarzen Gürtel in Karate hatte, ein Schwert und trat Otsuka gegenüber. Alle anderen Studenten schauten zu, um zu sehen, was passieren würde. Sie waren der Meinung, dass niemand dem „Shinken“ (offene Klinge) eines Kendo-Experten gewachsen war.
Otsuka beobachtete Kogura in aller Ruhe, und in dem Moment, in dem er eine Bewegung mit seinem Schwert machte, fegte Otsuka ihn von den Füßen. Da dies nicht einstudiert war, zeugte es von Otsukas wahren Können. Es bestätigte auch Funakoshis Philosophie, dass das Üben der Kata in Zeiten der Not mehr als ausreichend war.
Trotz Funakoshis Einstellung über Kata beschlossen 1927 die drei Männer Miki, Bo und Hirayama, dass das Üben der Kata nicht ausreichte, und versuchten, Jiyu-Kumite (Freikampf) einzuführen. Sie entwickelten Schutzkleidung und benutzten bei ihren Kämpfen Kendo-Masken, um „Vollkontakt-Training“ üben zu können. Funakoshi hörte von diesen Kämpfen und als er diese Versuche, die er als Herabsetzung der Karatekunst betrachtete, nicht unterbinden konnte, kam er nicht mehr zum Shichi-Tokudo. Sowohl Funakoshi als auch sein bester Schüler, Otsuka, ließen sich dort nie wieder blicken.
Als Funakoshi auf das japanische Festland kam, brachte das Wissen von 16 Kata mit: 5 Pinan, 3 Naihanchi, Kushanku-dai, Kushanku-sho, Seisan, Passai, Wanshu, Chinto, Jitte, und Jion. Er ließ seine Schüler mindestens drei Jahre lang die Pinan- und Naihanchi-Kata üben, bevor sie zu den fortgeschritteneren Formen übergingen. Das sich ständig wiederholende Training, das er einführte, zahlte sich aus; seine Schüler brachten die präziseste und genaueste Form des Karate hervor, die je gelehrt wurde. Jigoro Kano, der Begründer des modernen Judo, lud Funakoshi und einen Freund, Makoto Gima, einmal zu einer Vorführung in den Kodokan (damals in Tomisaka gelegen) ein. Ungefähr hundert Zuschauer verfolgten die Vorführung. Gin, der als Jugendlicher in Okinawa unter Yabu Kentsu studiert hatte, führte die Naihanchi Shodan vor, und Funakoshi präsentierte die Kushanku (Kushanku Dai). Kano Sensei sah sich die Vorführung an und fragte Funakoshi nach den Techniken. Er war sehr beeindruckt. Er lud Funakoshi und Gima zu einem „tendon“-Essen (Fisch und Reis) ein, bei dem er sang und Witze machte, um Funakoshi aufzulockern.
Ungeachtet seiner Aufrichtigkeit, die Kunst des wahren Karate zu lehren, war Funakoshi nicht frei von Kritikern. Seine Kritiker verachteten sein Beharren auf der Kata und verachteten das, was sie als „weiches“ Karate bezeichneten, das zu viel Zeit vergeudete. Funakoshi aber bestand auf hito-kata san-nen (drei Jahre für eine Kata).
Funakoshi war sein Leben lang ein bescheidener Mann. Er predigte und praktizierte eine wesentliche Bescheidenheit. Er predigte nicht die Demut der Tugend, sondern eine grundlegende Demut eines Menschen, der in der wahren Perspektive der Dinge verwurzelt ist, voller Leben und Bewusstsein. Er lebte in Frieden mit sich selbst und mit seinen Mitmenschen. Wann immer der Name Gichin Funakoshi fällt, kommt einem das Gleichnis vom „Mann des Tao (Do) und dem kleinen Mann“ in den Sinn. Es wird erzählt, dass ein Schüler einmal fragte: „Was ist der Unterschied zwischen einem Mann des Tao und einem kleinen Mann?“ Der Sensei antwortete: „Das ist ganz einfach. Wenn der kleine Mann seinen ersten Dan (Grad oder Rang) erhält, kann er es kaum erwarten, nach Hause zu laufen und lauthals zu schreien, um allen zu erzählen, dass er seinen ersten Dan bestanden hat. Wenn er den zweiten Dan erhält, wird er auf die Dächer klettern und den Leuten zujubeln. Wenn er den dritten Dan erhalten hat, springt er in sein Auto und fährt hupend durch die Stadt, um allen und jedem von seinem dritten Dan zu erzählen.“ Der Sensei fährt fort: „Wenn der Mann des Tao seinen ersten Dan erhält, wird er sein Haupt in Dankbarkeit verneigen. Wenn er den zweiten Dan erhält, wird er seinen Kopf und seine Schultern verneigen. Wenn er den dritten Dan erhält, verbeugt er sich bis zur Hüfte und geht leise an der Wand entlang, so dass die Leute ihn nicht sehen oder bemerken.“
Funakoshi war ein Mann des Tao. Er legte keinen Wert auf Wettkämpfe, Rekorde oder Meisterschaften. Er legte den Schwerpunkt auf die individuelle Selbstvervollkommnung. Er glaubte an den allgemeinen Anstand und Respekt, den ein Mensch dem anderen schuldet. Er war der Meister unter den Meistern.
Funakoshi starb 1957 im Alter von achtundachtzig Jahren, nachdem er in aller Bescheidenheit einen enormen Beitrag zur Kunst des Karate geleistet hatte.
Quelle: „The weaponless WARRIORS“, Richard Kim, ISBN 0-89750-041-5, aus dem Englischen übersetzt von Franz Wittmann