… Märchenstunde…
Für okinawanische Verhältnisse war Choki Motobu ein großer Mann und genoss alle Privilegien, die seinem Status als Adliger entsprachen. Er war laut und farbenfroh, ähnlich wie manche Sporthelden in Amerika heute, genoss er die gleiche Verehrung bei den Okinawanern. Bis heute ist Motobu der einzige Karatemeister, der jemals einen Schwergewichtsweltmeister im Ring besiegt hat.
Die Geschichte, die zu dieser Auszeichnung führte, ist kurios. In den frühen 1920er Jahren lebte Choki Motobu in Osaka, Japan, wo er sich mit einem Mann namens Yamaguchi anfreundete. Die beiden waren unzertrennlich; wohin Motobu auch ging, Yamaguchi begleitete ihn. Eines Tages stieß Yamaguchi auf einen interessanten Artikel in der Zeitung.
Der Artikel beschrieb Kämpfe, die in Tokio zwischen Boxern und Judomeistern vor Publikum ausgetragen wurden. Yamaguchi erzählte seinem edlen Freund davon, und Motobu war überzeugt, dass der Spaß es wert wäre, für solche Unterhaltung nach Tokio zu reisen. Die beiden machten sich auf den Weg und waren gespannt, wie sich ein Judoka gegen einen Boxer schlagen würde. „Dieser Schwergewichtskämpfer ist in Europa noch nie besiegt worden“, sagte Yamaguchi und zitierte den Artikel, „er ist der deutsche Meister, und wenn er die Zeit für gekommen hält, will er nach Amerika reisen, um dort den Titel zu holen.“ „Vielleicht hat er seinen Titel nicht mehr, wenn er nach Amerika kommt“, antwortete Motobu. „Oh, er wird ihn haben. Er hat bis jetzt jeden Judo-Herausforderer platt gemacht.“ „Nun, vielleicht ist Judo dann nicht die Lösung“, antwortete Motobu nachdenklich.
Quelle: „The weaponless WARRIORS“, Richard Kim, ISBN 0-89750-041-5, aus dem Englischen übersetzt von Franz Wittmann